Page 41 - InsiderKrefeld Ausgabe 03_03
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                  „bean-to-bar-Schokolade“: keine fertige Masse
Beim „bean-to-bar-Ansatz“ wird jeder Schritt der Schokoladenherstellung von den Herstellerinnen und Herstellern – von der rohen Kakaobohne bis zur fertigen Tafel – eigenständig ausgeführt. Die Bohnen werden vor Ort handverlesen ausgewählt, anschließend eigenhändig geröstet, gemahlen und die Kakaomasse im Anschluss in die fertige Schokoladentafel gegossen. Jeder Schritt kann somit von Anfang an genau kontrolliert und beeinflusst werden. Im Gegensatz dazu wird bei konventio- neller Schokolade eine vorgefertigte Kakaomasse als Grundlage genommen, zu der die einzelnen Herstellungsbetriebe nur noch ihre eigenen (teilweise künstlichen) Aroma- und Zusatzstoffe hinzu- fügen. Die genaue Herkunft der Kakaobohnen ist daher oftmals nicht mehr nachvollziehbar.
  „Produkte mit dem Fairtrade-Siegel oder ähnlichen Kennzeichnungen sind bereits im Supermarkt zu finden. Diese Entwicklung finden wir super, weil dadurch schon viele Menschen auf die Missstände in der Indus- trie aufmerksam werden. Doch mit unserem Ansatz gehen wir noch einen Schritt weiter“, sagt Coböken. Die Kakaobäuerinnen und Kakaobauern erhalten für die „bean-to-bar- Schokolade“ in der Regel doppelt bis drei- fach so viel wie bei Fairtrade-Schokolade, deren Preis sich am Börsenpreis orientiert.
Nachholbedarf beim Lieferkettengesetz
Bei der Frage nach dem 2023 in Kraft tre- tenden Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sind Coböken und Sanders sich einig: „Da ist noch Luft nach oben!“ Das Gesetz gehe auf jeden Fall in die richtige Richtung und dass dieses Thema überhaupt auf die Agenda komme, sei eine gute Entwicklung. Die ab 2023 geltenden gesetzlichen Regelungen beträfen jedoch in Deutschland unmittelbar nur eine geringe Anzahl an Unternehmen, bei denen zudem weitgehend auf Eigen- kontrolle gesetzt werde. „So kann weltweit auf Dauer keine wirkliche Veränderung der Arbeitsbedingungen und nachhaltige Wah- rung der Menschenrechte gelingen“,
Das Gründungsteam Lisa Sanders und Marvin Coböken setzt sich für transparente Liefer- ketten in der Schokoladenproduktion ein.
betont Coböken. Ihr Rat an Unternehmen, die gänzlich transparente Lieferketten schaf- fen wollen: „Wirkliche Veränderung geht nur, wenn man die Extra-Meile geht. Wenn man die Informationen sammelt, die man nicht so einfach bekommt. Wenn man einen Draht
zu den Lieferanten aufbaut und über das hinausgeht, was gesetzlich gefordert wird. Denn die Leute merken, ob man sich Mühe gibt und aus Überzeugung handelt!“
  once upon a bean
Lisa Sanders und Marvin Coböken
www.onceuponabean.de hello@onceuponabean.de
   Die beiden „Schokoholics“ reisen für ihren Online-Shop durch ganz Europa und besuchen Schokoladenmanufakturen – zum Beispiel in den Niederlanden, in Tschechien und Schweden.
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Fotos: onceuponabean





















































































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