Page 24 - InsiderKrefeld
P. 24

 SMART CITY
                   In Krefeld beschäftigen sich viele Akteur:innen bereits intensiv mit diesen und angrenzenden Aspekten oder haben bereits konkrete Lö- sungen und Fähigkeiten entwickelt. Das gilt auch für viele Bereiche der Krefelder Kommunalverwaltung, die nicht nur das eGovernment aktiv vorantreiben und Beteiligung organisieren, sondern bereits vertieft datenbasierte Entscheidungsgrundlagen ausprobieren (mehr dazu im Artikel auf Seite 28). Das Mobilitäts-, das Klimaschutz- konzept oder der Aktionsplan Wirtschaft für Krefeld und andere geben Handlungsleitlinien vor, Sensorprojekte sind in der Erprobung, digitale Bildung wird bereits gelebt, in Hackathons werden Innova- tionen erarbeitet. Die Anstrengungen müssen aber noch gesteigert werden. Mit dem Smart-City-Prozess werden die innovativen Kräfte gebündelt und unsere Fähigkeiten digital angereichert als Hilfestel- lung für die städtischen Zielsetzungen. „Smart City Krefeld“ bildet
so Teil des Rüstzeugs für die digital erweiterte, integrierte Stadt- entwicklung: Innovationsimpulse werden aufgegriffen, in Produkte und Services umgesetzt und möglichst zeitnah implementiert. Das smarte Know-how der Stadt wird transparent und greifbar.
Smart ist zwingend auch nachhaltig – und datenbasiert
Ein herausragender Entwicklungsaspekt, der sich um alle Smart-Ci- ty-Aktivitäten legt, wird dabei in Krefeld nicht vergessen werden: Nachhaltigkeit. Beide Themenkomplexe, Smart City und Nachhaltig- keit, sind nicht separat zu betrachten. Es kann angesichts des wissen- schaftlich eindeutig zwingenden und politisch beschlossenen Weges in eine klimaneutrale und nachhaltigere Zukunftsgesellschaft keine Smart-City-Entwicklung geben, die nicht auch – in den Dimensionen ökologisch, sozial und wirtschaftlich – nachhaltig ist. Umgekehrt werden erst Smart-City-Aktivitäten an vielen Stellen konsequente Nachhaltigkeit erleichtern oder gar ermöglichen.
Das Smart City Standards Forum des DIN e.V. führt einige konkrete Beispiele auf: So rücken digital unterstützte Kreislaufkonzepte bei Gebäuden erst durch Gebäudedatenmodellierung (Building Infor- mation Modeling) und digitale Systeme in Quartieren ins Machbare. Mit Daten können digitale „Zwillinge“ geschaffen werden, um den gesamten Lebenszyklus eines Systems nachhaltig und zirkulär zu gestalten. Oder: Urban Farming benötigt digitale, intelligente Be- wässerungssysteme. Es kann aber beispielsweise auch um digital unterstützte Anreizsysteme für nachhaltiges Verhalten gehen, zum Beispiel mittels „Gamification“, also spielerisches Lernen klimafreund- lichen Verhaltens.
Auch hier wird an Bestehendes angedockt: Mit der Mitgliedschaft im grenzüberschreitenden Healthy-Building-Network etwa widmet
„The past is written,
but the future is left
for us to write.“
Jean-Luc Picard
sich KREFELD BUSINESS in einem grenzüberschreitenden Netz- werkprojekt gemeinsam mit Krefelds Partnerstadt Venlo und den Wirtschaftsförderungskollegen aus Mönchengladbach und dem Kreis Viersen den Fragestellungen „gesunder“ und nachhaltiger Gebäude- und Baustandards und der erst mit der fortschreitenden Datentech- nik möglichen Katalogisierung der verbauten und voll recyclingfähi- gen Baumaterialien.
Beim Blick auf Nachhaltigkeit hinterlassen selbstverständlich auch Smart-City-Aktivitäten einen ökologischen Fußabdruck: Jeder Sen- sor, jeder Einsatz von IT im weitesten Sinne, benötigt Energie- und Materialeinsatz. Regenerativer Energieeinsatz und Recyclingfähig- keit werden uns auch dabei zunehmend beschäftigen. Und dass bei Dateneinsatz in der Smart City ethische Fragestellungen etwa in Bezug auf Datensouveränität und Datennutzung unbedingte Berück- sichtigung finden, gehört zu den sozialen Aspekten der Nachhaltig- keit, denen wir uns annehmen müssen.
Damit sind wir bei einem weiteren Standbein der Smart City, dem Fokus auf datenbasierte Stadtgestaltung. Noch nutzt der öffentliche Sektor – beileibe kein rein kommunales oder Krefelder Problem
– vorhandene Daten nicht genug, ist sich oftmals deren Existenz oder deren potenziellem Nutzen nicht bewusst und agiert für die Erhebung neuer Daten und deren gewinnbringende Verknüpfung nicht proaktiv. Das muss nicht so sein, sind doch Verwaltungen immer schon Organisationen zur Datenverwaltung gewesen: zum Teil werden seit Jahrzehnten – wenn nicht Jahrhunderten – Daten präzise erfasst, wie etwa Grundstücksvermessungsinformationen oder Einwohnermeldedaten. Heute liegen sie vielfach als digitale, teils georeferenzierte Datensätze vor und warten auf vernetzte Auswertungsansätze, um auf deren Basis präziser und schneller auf aktuelle Herausforderungen reagieren zu können. In Kombination von Umweltsensoren und Wetterdatenreihen ließen sich etwa
die Verbreitung von Hitzeinseln, Bodentrockenheit und anderer Wetterfolgephänomene im urbanen Raum besser verstehen und kritische Veränderungen systematisch früher erkennen. Doch solche gesamtstadtrelevanten Daten sind noch nicht hinreichend detailliert verfügbar und auch, strukturell wie technisch, kein Datenökosystem zu deren Verknüpfung und Verwendung vorhanden. Mit Sensoren erfasste feinaufgelöste Verkehrsflussdaten über Tages-, Wochen- und Monatszeiträume hinweg in Abhängigkeit zu Wetterphänomenen könnten beispielsweise die Grundlage sein, Verkehrsströme adaptiv und nicht nur statisch zu lenken. Das ist beileibe kein Beiwerk: Alleine angesichts der Breite und Geschwindigkeit des Klimawandels müssen öffentliche Investitionen hochgradig effizient eingesetzt werden. Ein proaktives kommunales Datenmanagement inkl. des Aufbaus einer urbanen Datenplattform wird uns dabei helfen.
                                                24
 

















































































   22   23   24   25   26