Page 18 - InsiderKrefeld
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         TITELTHEMA
der Gesamtwirtschaft erbracht hat. Unsere Bildungsträger bieten Projekte nicht nur für Geflüchtete, sondern beispielsweise auch für junge Menschen, die noch besonderen Unter- stützungsbedarf haben, um in der Arbeitswelt zu bestehen“, sagt Marc Peters. Nicht zu ver- gessen: „Ein duales oder sogar triales Studium kann jungen Leuten auf der Suche nach dem passenden Beruf interessante Perspektiven eröffnen.“
„Viele Jugendliche ziehen eine duale Aus- bildung gar nicht in Betracht – was für ein großer Fehler“, meint IHK-Hauptgeschäfts- führer Jürgen Steinmetz. Dabei sei eine dua- le Ausbildung ein toller Start ins Berufsleben und biete zahlreiche Karrieremöglichkeiten bis hin zum Master Professional, vergleich- bar mit einem Masterabschluss an einer Hochschule. Laut IHK tendierten Schülerin- nen und Schüler aktuell eher dazu, weiter das Berufskolleg oder die Gesamtschule zu besuchen oder ein Studium aufzunehmen. Oftmals fehle das Wissen über die Vorteile einer dualen Berufsausbildung – trotz der Vielzahl vorhandener Informationsangebote in verschiedensten Formaten (Online-Veran- staltungen, Apps, Messen, digitale Informa- tionsabende, Elternabende, Ausbildungs- beratungen). Durch Corona, so heißt es von der Kammer, habe die Lust abgenommen, sich auf Neues und Unbekanntes – wie eine Berufsausbildung – einzulassen. Nach dem Motto: „Schule kenne ich, da bleibe ich.“
Umso wichtiger erscheint es, die Auszubil- denden von morgen in den Schulen aufzu- suchen. Im vergangenen Jahr kamen 21 Kooperationen zwischen Unternehmen und Schulen zustande. „Wir raten Unternehmen: Kommen Sie möglichst früh mit jungen Menschen in Kontakt und zeigen Sie, was Ihr Unternehmen macht und ausmacht“, sagt
Jürgen Steinmetz. „Wir unterstützen Schul- kooperationen, vermitteln Ausbildungsplätze und bringen Unternehmen und potenzielle Auszubildende mit unseren Berufsorientie- rungsangeboten in Kontakt.“ Zudem könnten vorhandene Auszubildende als Ausbildungs- botschafter agieren und bei (fast) Gleich- altrigen werben. Steinmetz: „Sie sind die besten Promoter für ein Unternehmen. Wir haben im vergangenen Jahr 90 „Botschafter“ geschult und in 60 Schulveranstaltungen mit 1.500 Schülern für die duale Berufsausbil- dung geworben. Dazu wurden 25 Webinare durchgeführt. 385 Betriebe haben 2021 die drei „Online-Speed-Datings“ per App genutzt und freie Stellen eingetragen.“
markt.“ Den Unternehmen sei bereits seit Langem bewusst, dass die eigene Ausbildung den Königsweg der Fachkräftesicherung darstelle. „Insofern bieten sie ihren Azubis immer häufiger finanzielle und personelle Unterstützung beim Führerscheinerwerb oder der Wohnungssuche sowie individuelle Nachhilfe beim Lernen der theoretischen Ausbildungsinhalte an. Aber auch Team- und Azubi-Events tragen dazu bei, die Arbeitge- berattraktivität zu steigern und Auszubilden- de langfristig zu binden.“
Das KOFA ist ein Projekt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, angesiedelt am Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Ziel ist es, Unter- nehmen bei der Gestaltung ihrer Perso- nalarbeit und der Fachkräftesicherung zu unterstützen. Dr. Anika Jansen verweist auf zahlreiche Förderinitiativen und -programme von Bund, Ländern und Kommunen, die sich mit dem Thema Ausbildung beschäftigen. Sie richten sich an verschiedene Zielgruppen wie Jugendliche, Eltern oder Betriebe. Die Band- breite reicht von der Berufsorientierung über Innovationswettbewerbe und Digitali- sierungsprojekte bis hin zu Auslandsaufent- halten während der Ausbildung.
Ein konkretes Beispiel ist das Programm der „Passgenauen Besetzung“ mit dem Ziel,
 „Kommen Sie möglichst früh mit jungen Menschen in Kontakt und zeigen Sie, was Ihr Unternehmen macht und ausmacht.“
Jürgen Steinmetz
Hauptgeschäftsführer IHK Mittlerer Niederrhein
 Vor allem beim Thema Berufsorientierung und Rekrutierung probieren Unternehmen immer wieder neue Dinge aus. „Während der Corona-Lockdowns wurden Formate entwi- ckelt, wie virtuelle Ausbildungsmessen oder Online-Praktika“, erklärt Dr. Anika Jansen vom KOFA. Das Ausbildungsangebot in soge- nannten Engpassberufen (beispielsweise als Mechatroniker/-in) sei sogar gestiegen. „Und eins ist sicher: Wer eine Ausbildung macht, hat immer gute Chancen auf dem Arbeits-
    Marleen Meyer, Beratung Fachkräfte & Innovation
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